Erfolgsgeschichten

Im Interview: Hauke Kuhrt von Friedrich Köster

Über die Bedeutung von Tradition und Innovation im Unternehmen und Aufbau von Geschäftsbeziehungen ins Baltikum.

Die Friedrich KÖSTER GmbH und Co. KG aus Heide ist eine alteingesessene Maschinenfabrik mit angeschlossener eigener Gießerei. Zu den Produktbereichen gehören Pumpen, Seilwinden, Guss- und Stahlkomponenten, Stahlwasserbau und Armaturen sowie die Bädertechnik.

Hauke Kuhrt, Vertriebsingenieur bei Friedrich KÖSTER, erläutert im Interview die Bedeutung von Tradition und Innovation für das Unternehmen und wie das Enterprise Europe Network ihn dabei unterstützt hat, neue Geschäftsbeziehungen ins Baltikum aufzubauen.

Friedrich KÖSTER kann auf eine über 150-jährige Unternehmensgeschichte zurückblicken. Wie schaffen Sie es, Tradition und Innovation miteinander zu verbinden und somit stets wettbewerbsfähig zu bleiben?

Die zentrale Frage ist für mich, wie wir gegenüber Kunden hiermit umgehen. Wir haben ein besonderes Merkmal, und zwar unsere Fertigungstiefe. Da wir nahezu alle Teile selbst herstellen, kann für alle KÖSTER-Produkte höchste Qualität gewährleistet werden. Wenn wir z.B. bei der Herstellung eines Pumpenteils feststellen, dass es zu einer Fehlstelle im Guss gekommen ist, dann wird dieses Bauteil in unserer Gießerei schnellstens neu abgegossen. Gerade in der heutigen Zeit mit langen Lieferketten hat man so natürlich nicht nur die Qualität, sondern auch die Lieferzeit im Griff.

KÖSTER-Pumpen gibt es bereits seit mehr als 100 Jahren. Die Maschinen, die wir bauen, basieren zum Teil auf alten Konstruktionen, die immer wieder an unterschiedliche Anforderungen oder Kundenwünsche angepasst werden. So werden unsere Pumpen stetig weiterentwickelt und mit neuen Innovationen ausgestattet. In unserer Arbeitsweise sind wir besonders flexibel, weil wir kurze Entscheidungswege und schnelle Antwortzeiten haben.

Sie haben letztes Jahr an unserem Europasprechtag Baltikum teilgenommen. Welche Bedeutung haben Geschäftsbeziehungen nach Estland, Litauen und Lettland für Ihr Unternehmen?

Verbindungen nach Estland bestehen schon seit Jahrzehnten. Dort gibt es ein Unternehmen, das uns vor Ort vertritt. Dieser Vertriebspartner kauft in großem Umfang Bauteile für den Stahlwasserbau, Pumpenprojekte gibt es dort ebenfalls. Eine Kundenabordnung aus Estland besucht unseren Messestand jedes Mal auf der IFAT in München [Fachmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft, Anm. d. R.].

Von einem litauischen Unternehmen erhalten wir seit über zehn Jahren Aufträge. Der erste Kontakt fand auf der IFAT statt. Anschließend sind wir nach Vilnius geflogen, um dort von unserer Pumpentechnik zu berichten, die doch ein wenig anders ist als bei unseren Wettbewerbern. Wir konnten mit unseren Qualitätsansprüchen punkten, aber auch mit langen Wartungsintervallen der Pumpen. Nachdem der Betreiber der Pumpen uns in Heide besucht hat, kam es dann relativ schnell zu ersten Aufträgen.

Vor etwa einem Jahr haben wir überlegt, wie wir auch in Lettland tätig sein können. Litauen und Lettland haben sehr ähnliche geografische Bedingungen. Beide Länder liegen tief, sind dadurch bedingt sumpfig und müssen entwässert werden um Landwirtschaft zu betreiben. In diesem Zusammenhang bin ich auf das Enterprise Europe Network zugegangen.

Welche konkreten Kontakte haben sich für Sie aus dem Europasprechtag ergeben?

Durch den Europasprechtag haben wir Kontakt zu einem lettischen Pumpenunternehmen erhalten. Während des Gesprächs saßen wir mit den EEN-Beraterinnen in Kiel zusammen und haben eine lettische EEN-Beraterin kennengelernt, die später den Kontakt hergestellt hat. Die Geschäftsführung hat großes Interesse gezeigt und uns sogar wenige Monate später hier in Heide sowie auf der IFAT besucht. Uns wurde außerdem ein Vertriebler des Unternehmens vorgestellt, der bald für einige Tage bei KÖSTER hospitieren soll.

Sie sind seit vielen Jahren im Baltikum tätig. Wo sehen Sie Anknüpfungspunkte für schleswig-holsteinische Unternehmen?

Ich habe den Eindruck, dass der Bereich Umweltschutz viel Potenzial bietet. Insbesondere in Litauen habe ich es so kennengelernt, dass dies ein zentrales Thema ist. Ich könnte mir gut vorstellen, dass z.B. der Ausbau der Windenergie dort Anknüpfungspunkte bietet.

Was würden Sie anderen Unternehmen raten, die auch international tätig sein wollen?

Wie bereits erläutert, haben sich für uns viele internationale Kontakte durch die zentrale Messe unserer Branche ergeben. Messeaussteller auf der IFAT in München zu sein hat uns viele Türen geöffnet. Ein weiterer Weg ist es natürlich, Beratungsangebote und Netzwerke wie das Enterprise Europe Network zu nutzen.

Herr Kuhrt, vielen Dank für das Gespräch!