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Erfolgreiche Unternehmensnachfolge und Nachhaltigkeit bei SIMPEX

Ein Interview mit Benjamin Storm, Geschäftsführer der SIMPEX GmbH

1. Herr Storm, könnten Sie uns einen kurzen Überblick über Ihr Unternehmen und Ihren beruflichen Hintergrund geben?

Die SIMPEX GmbH wurde 1972 gegründet und ist spezialisiert auf die Produktion von Möbeln für Arztpraxen, Krankenhäuser und medizinische Versorgungszentren. Wir fertigen Standardmöbel wie Behandlungsliegen, Blutabnahmestühle und Medizinmöbel im weitesten Sinne – also das, was in jeder medizinischen Einrichtung benötigt wird. 2021 habe ich das Unternehmen im Rahmen einer Nachfolge übernommen. Davor war ich viele Jahre im strategischen Einkauf und Vertrieb tätig, unter anderem bei Beiersdorf und Mercateo. Mein Antrieb war es immer, Prozesse zu strukturieren und zu verbessern – Fähigkeiten, die ich jetzt in die SIMPEX einbringe, um das Lebenswerk des Gründers erfolgreich weiterzuführen.


2. Was hat Sie persönlich dazu bewegt, ein mittelständisches Unternehmen zu übernehmen?

Es geht mir um mehr als nur um wirtschaftlichen Erfolg – ich sehe mich als Bewahrer von Lebenswerken. Diese Philosophie entwickelte sich in einer entscheidenden Phase meines Lebens. Während eines längeren Aufenthalts in Südafrika hatte ich viel Zeit, über meine beruflichen und persönlichen Ziele nachzudenken. Ich erkannte, dass ich nicht nur ein Unternehmen führen wollte, sondern auch die Arbeit und die Werte, die ein Gründer in ein Lebenswerk investiert hat, erhalten und weiterentwickeln möchte. Das betrifft nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch die Mitarbeitenden und ihre individuellen Geschichten. Dieses Bewusstsein motiviert mich, mich jeden Tag mit voller Energie einzusetzen.


3. Wie verlief die Übernahme der SIMPEX GmbH, und was waren die größten Herausforderungen?

Die Übernahme war ein intensiver Prozess. Das Unternehmen war stark um den Gründer herum organisiert, und viele Mitarbeitende waren es gewohnt, dass alle Entscheidungen von ihm getroffen wurden. Mir war bewusst, dass solche Strukturen nicht von heute auf morgen verändert werden können. Dennoch war ich überrascht, wie tief diese Abhängigkeit verankert war.

Eine Anekdote verdeutlicht das: Zwei Monate nach der Übernahme sagte der frühere Inhaber zu mir, er wolle mir den Einkauf übergeben – obwohl ich davon ausgegangen war, dass wir dafür einen Einkäufer hätten. Das war ein harter Realitätsschock. Seitdem habe ich Strukturen geschaffen, die Eigenverantwortung fördern. Zudem haben wir die Digitalisierung konsequent vorangetrieben, moderne Tools wie ERP-Systeme implementiert und erste KI-Anwendungen integriert. Es war herausfordernd, aber es ist unglaublich motivierend zu sehen, wie sich das Unternehmen entwickelt.


4. Wie unterstützt das Enterprise Europe Network (EEN) Ihre Arbeit bzw. Ihr Unternehmen?

Das EEN war und ist ein unverzichtbarer Partner auf unserem Weg. Ein besonders wertvoller Baustein war der Nachhaltigkeits-Check. Dieser hat uns nicht nur neue Impulse gegeben, sondern uns auch darin bestärkt, dass wir in vielen Bereichen bereits nachhaltig handeln. Es war beeindruckend zu sehen, wie selbstverständlich viele nachhaltige Praktiken für uns sind, während sie für andere Unternehmen eine Herausforderung darstellen.

Darüber hinaus hat uns das EEN internationale Kontakte weitergeleitet und bei der Teilnahme an internationalen Messen unterstützt, wie zum Beispiel der MEDICA (siehe Foto). Hier konnte ich das Unternehmen in einem neuen Licht präsentieren und zeigen, wie sehr sich SIMPEX in den letzten Jahren gewandelt hat. Besonders beeindruckend ist, dass das EEN keine finanziellen Interessen verfolgt, sondern uns wirklich helfen möchte, zu wachsen und uns zu vernetzen. Die Zusammenarbeit mit dem EEN hat uns Türen geöffnet, die uns alleine verschlossen geblieben wären.


5. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für die SIMPEX GmbH?

Nachhaltigkeit ist für uns kein Marketing-Schlagwort, sondern tief in unseren Werten verankert. Wir produzieren hauptsächlich in Deutschland, beziehen die meisten Materialien regional und halten unsere Lieferketten bewusst kurz. Diese Ansätze wurden durch den Nachhaltigkeits-Check des EEN noch einmal geschärft. Gleichzeitig haben wir durch diese Zusammenarbeit neue Ideen entwickelt, wie wir uns weiter verbessern können.

Ein Beispiel: Die gestiegenen Energiekosten haben uns dazu gebracht, die Heizungssteuerung unseres Betriebs zu optimieren. Der nachhaltige Gedanke war hier zunächst nicht der primäre Antrieb, aber durch diese Maßnahmen konnten wir Heizkosten fast halbieren und gleichzeitig unsere Umweltbilanz verbessern. Das zeigt, dass Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können.

Durch das EEN sind wir in diesem Zusammenhang auch auf die EENergy-Ausschreibung aufmerksam gemacht geworden, haben uns mit deren Unterstützung dort beworben und den Zuschlag erhalten. Dadurch haben wir die Möglichkeit, für die Modernisierung der Heiztechnik 10.000 € Zuschuss zu erhalten.


6. Was motiviert Sie persönlich, diesen Weg weiterzugehen?

Für mich ist die SIMPEX GmbH mehr als nur ein Unternehmen – sie ist ein Lebenswerk, das ich mit Respekt und Weitsicht führen möchte. Ich sehe mich nicht nur als Geschäftsführer, sondern auch als Wegbereiter für die Zukunft des Unternehmens und seiner Mitarbeitenden. Es geht darum, etwas zu schaffen, das Bestand hat – stabile Strukturen, innovative Ansätze und ein starkes Team.

Mir ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden den Wandel nicht als Bedrohung, sondern als Chance sehen. Sie sollen sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können, während wir im Hintergrund die Prozesse digitalisieren und automatisieren. Es ist ein langer Weg, aber ich sehe jeden Tag, dass wir Fortschritte machen. Das treibt mich an und erfüllt mich mit Stolz.


7. Was sind Ihre langfristigen Ziele persönlich und für die SIMPEX GmbH?

Ich möchte die SIMPEX GmbH zu einem führenden Unternehmen in unserer Branche entwickeln. Konkret streben wir an, unseren Umsatz in den nächsten drei Jahren auf 10 Millionen Euro zu steigern. Dabei setzen wir auf Wachstum, das durch Digitalisierung, Automatisierung und nachhaltige Prozesse unterstützt wird. Gleichzeitig möchte ich ein Arbeitsumfeld schaffen, das den Mitarbeitenden Sicherheit und Perspektive bietet.

Das übergeordnete Ziel ist es, Lebenswerke wie die SIMPEX GmbH zukunftssicher zu machen. Das betrifft nicht nur dieses Unternehmen, sondern potenziell auch weitere Betriebe, die ich in Zukunft übernehmen könnte. Durch den Aufbau gemeinsamer Ressourcen und Services – von IT bis hin zu Marketing – können wir mittelständische Unternehmen stärken und ihre Überlebensfähigkeit langfristig sichern. Darin sehe ich auch meine Mission: Lebenswerke erfolgreich fortführen!


Vielen Dank für das Gespräch, Herr Storm. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Team weiterhin viel Erfolg!